Facebook und andere wollen „gehandelt“ werden

Facebook will also an die Börse. Länger hinausgezögert und viel länger abstinent geblieben, als es Google und Yahoo damals waren, hat man nun durch Zynga und ähnliche Kleinere mehr Erfahrungen aus dem offenen Markt zur Verfügung. Wichtiger wird aber gewesen sein, dass man ein „Später“ offenbar nun als dann „zu spät“ einschätzt, um dann noch so richtig gut bewertet zu sein, denn die Prognosen für die Zukunft sind zweischneidig. Vielleicht mag das bisherige Abwarten auch noch den Grund gehabt haben, dass Marc Zuckerberg lange nicht wollte, dass sein Einfluss schwindet.
Milliardär ist er in der Rechnung schon länger, wird es auchbleiben und sein eigenes Kapital, wie das der anderen Anleger, auch noch vermehren können. Warum auch nicht. Bereits groß genug, ist man jedenfalls auch gehalten, seine Geschäfte mehr oder weniger offenzulegen, da möchte man sicherlich nicht auf fremdes Kapital verzichten, wie man es mit der Offerte von Anteilen an die Neuzeichner bei einem zumindest schrittweisen Börsengang generieren kann.

Nun gut und genug der Theorie und Mutmaßung. Ich wünsche dem Vorhaben viel Erfolg, von allgemeinem Interesse ist dieses im Hinblick auf stabile Verhältnisse allemal. Mit etwas Sorge betrachtet aber vor allem derjenige solche Aktionen,der die schieren Summen der Kapitalisierung mit dem produzierenden Gewerbe (z.B. deutschen DAX-Firmen) betrachtet, wo Facebook mitunter Siemens oder BASF überflügeln wird.
Was macht diverse Internetkonzerne alsoso erfolgreich? Die Produkte oder vielmehr Angebote, gleich, ob sie mit Hard- oder Software verbandelt sind, sind eigentlich nur Mittel zum Zweck. Die globale Plattform bewirkt dabei den Zugang zu unwahrscheinlich vielen Interessenten. Die eigentliche Zielgruppe sind aber nicht Du oder ich, denn (wie es ein guter Autor unlängstbeschrieben hat) wir sind „nur die Kohlköpfe“, die es gilt, gedeihen zu lassen, damit man geeignete Firmenkunden auf seine Plattform aufspringen und diese als die wirklichen Endkunden für Werbung und schlussendlich Absatz zu den Usern binden und abrechnen kann.

Facebook und Google lassen sich also als Katalysator bezahlen, dabei wird von zweiterem auch noch die Produktschiene bedient, genauso wie bei Apple auch. Ein klassischer Vertreter wie Microsoft wird sich dort einordnen, bei Amazon verschwimmen auch die Grenzen zwischen Handel und deren Neugeschäft. Alle hier genannten Großen werden in Zukunft wohl versuchen, sich auf deren Stammmärkten sich gegenseitig Anteile abzujagen und man hat als Beobachter wirklich Schwierigkeiten, diverse Aktivitäten zu fassen und einzuordnen.

Aber zum Schluss wieder zurück zum Frontend von Facebook, an sich keine schlechte Sache und verteufeln vermag das vor allem derjenige nicht, der das für seine private wie berufliche Öffentlichkeitsarbeit bisher schon rege genutzt hat. Um dort präsent zu sein, bedarf es einer mehr oder weniger Preisgebung seiner Interessen oder Wünsche, das liegt in der Natur der Sache. Einher damit geht zwangsläufig der Datenschutz. Was also geschützt werden soll, darf nicht unwissentlich in fremde Hände geraten. Was aber Wirkung entfalten soll, wird wissentlich platziert, nur so machtdas Ganze Sinn. Vorausgesetzt, genau die vom User gewollte Aufteilung von öffentlichen und administrativen Daten ist gegeben (vertrauenswürdige Plattform). Was also macht es für mich so attraktiv bei Facebook oder anderen Portalen teilzunehmen?

Hier verweise ich gerne auf die Erkenntnisse von Jeff Jarvis, der (als einer von wenigen), sich offen über die Vorteile einer „gelösten Privatsphäre“aus seiner privaten Sicht und als Uni-Professor geschrieben und gesprochen hat. Online oder in Zeitungspublikationen, wie Stern Neo, aus denen hier sinngemäß zitiert werden soll… Laut ihm – und das trifft dann auch meine und die Meinung eines sicher größeren Teils der „bewussten“ Mitglieder der SocialWeb-Gemeinde (sind wir das nicht alle?) – verbessert Öffentlichkeit die Beziehungen und stellt Vertrauen her. Alle Fragen rund um das Verbreiten und „Sehen“ von Fotos oder Sonstigem sind demnach nichts Neues, finden auch auf dem viel kleineren Dorf-Marktplatz, aber schon immer öffentlich statt. Es hat immer etwas mit Ethik und dem Verhalten der Menschen zu tun.
Wenn ich also Angst davor habe, dass mich jemand dabei erwischt, wie ich mir in der Nase bohre, dann sollte ich dies in der Öffentlichkeit unterlassen. Wenn ich aber Hilfe möchte, weil ich krank bin oder sonstige Unterstützung brauche, dann soll es mir auch erlaubt sein, dies in der Öffentlichkeit kund zu tun. Jarvis fand bisher für sich jedenfalls einige Vorteile, den im digitalen Zeitalter breiteren Weg in die Öffentlichkeit für sich zu nutzen. Zustimmung sicher auch, dass für ihn Daten von Dritten einer ganz anderen „Zustimmung“bedürfen. Was unterscheidet das unangemeldet veröffentlichte Foto in einer Zeitung von dem im Internet? Eigentlich nichts, nur die diverse Gewalt der noch viel größeren Verbreitung. Eigentlich alles Platitüden, weil allgemein bekannt, nichtsdestotrotz zum wiederholten Male: Rücksicht und Einhaltung von Gesetzen ist eben immer inklusive.

Ich möchte z.B. meine Fotogalerie auch gerne Menschen zeigen, von denen ich noch gar nicht weiß, dass Sie Fans meiner Bilder sein könnten, oder dass sie überhaupt existieren. Für die Inhalte bin ich verantwortlich, das nehme ich in Kauf. Musste ich früher auch und finde das deshalb normal. Auf Facebook bin ich deshalb auch und ich weiß, dass ich „Kohlkopf“ bin. Lieber Marc, lass Dich nicht davon abhalten, mir das doch mit einem kleinen finanziellen Obulus zu honorieren … Danke.

Mfg
SH

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