Die Dilettanten in und ueber uns

Oder: Wo jeder alles „macht“…

Es strengt schon an, sich nicht staendig darueber aufregen zu muessen. Aber was soll’s, wenn „Song-Contest“-Gewinner nicht mehr singen koennen, dann ist das wohl auch nichts mehr, was einen irgendwie aergern sollte. Schließlich sind sie keine Profis, genau wie wir von einem Bundespolitiker auch nicht erwarten, dass er „irgendwie Profi“ waere. Frueher waren die das. Nicht, dass es etwa keine Ressort-Wechsel gegeben haette, wo man sich fragt, wie es mit der fachlichen Kompetenz bestellt sein muss. Das sei mal durchaus erlaubt, denn die Personen, denen man da nachtrauert, die hatten ihre Kompetenz darin, gute Interessenvertreter, bestenfalls gute Volksvertreter zu sein und brachten auch diverse mediale Kompetenz mit. Letztere scheint nun auch noch gegeben, sozusagen die einzige Berufung, die man im medialen Zirkus noch mitbringen muss …

Aber ist das wirklich so? Ich glaube nicht, denn die Guttenbergs unserer Zeit versagen auch darin, denn ihnen geht selbst die Grundehrlichkeit ab, die man braucht, um sich fuer sein Amt zu qualifizieren. Sie glauben, dass man sich mit genuegend Ellenbogen im Hintergrund und mit offensichtlicher Oberflaechlichkeit im Vordergrund schon für die Aufgabe predistiniert hat. Denn wir sind ja alle Dilettanten, dort wo man sich nicht auskennen kann. Und das sind schließlich 99 Prozent aller geheimnisvollen Dinge dieser Erde. „Ich verstehe das alles nicht.“ Also bin ich doch als Dilettant an vorderster Front absolut richtig positioniert! Keine Ahnung von den Dingen ist normal und akzeptiert. Schade.

Los, schickt mich zum Singen, Schauspielern, „Technik-Experte“ zu sein, Politik machen usw. Ich bin das Spiegelbild unserer Zivilisation, bin nachvollziehbar und bequem und deshalb bin ich von Hause aus geeignet?
Moment mal, vielleicht ist es hier die richtige Stelle, dann auch mal Thomas Rietzschel aus seinem Buch „Die Stunde der Dilettanten, wie wir uns verschaukeln lassen.“ zu zitieren. Untersucht werden unter anderem Christian Wulff, Damian Hirst und Thomas Gottschalk. Wichtig: Wir sind laut ihm auch selbst schuld, denn „Der Dilettantismus ist endgueltig zur Weltanschauung einer Popkultur geworden … nur als Dilettanten koennen wir mit der technisch forcierten Entwicklung unserer Tage noch halbwegs Schritt halten …“. Rietzschel findet deshalb auch Parallelen im „Learning by doing“ und sagt „… dass der Dilettant, wo er kreativ sein will, auch mal Vabanque spielen muss“.

Also ist es doch erschreckender Weise so, dass ich nicht nur Zuschauer wie im TV bin, wo eine unsaegliche Uebermacht an Dilettanten mir irgendwelche Lebensweisheiten erzaehlt. Nein, wir sind vielmehr bedroht von Aktionen von Leuten an wichtigen Stellen, die weder Klugheit noch Bedachtsamkeit mitbringen. Das geschieht mitunter aus dem „Nicht Schritt halten koennen“, kann uns aber locker in den Ruin fuehren. Und das faengt mitunter im Kleinen damit an, dass der Abteilungsleiter die Ideen seiner Mitarbeiter als seine eigenen verkauft, den Rest erledigt er mit gewohnter Oberflaechlichkeit. Mehr wird von ihm nicht verlangt. Und es hoert damit auf, dass wir an der Spitze jemandem lauschen, der gerne hier ist und gerne erzaehlt, in Phrasen. Und eine Richtung vorgibt, die er selbst nicht versteht. Uups. Wie war nochmal der Inhalt?

Mein weiterer Rat kommt dann auch nicht ueberraschend. Einfach miteinander reden und Wissen austauschen. Und Leute austauschen. Wo das nicht geht, ordentliche Massstaebe setzen fuer Aemter und Positionen, wo es heutzutage noch nicht fuer notwendig gehalten wird. Die gesellschaftlichen Kreise, die wir mit der allseitigen Akzeptanz von Dilettantismus ziehen und der Schaden dadurch, sind jedenfalls garnicht absehbar und sollten uns schon ‚mal richtig aufregen. Mit der Sorge um unser aller Zukunft!

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