Gauck.

„Wir“ haben also „gewaehlt“. Wir sind sozusagen mit der zweiten Chance konfrontiert worden und dies war der Konsens der ueberwiegenden Mehrheit der Wahlmaenner. Alle sind zufrieden, damit meint man erstmal die Parteienlandschaft (mit Ausnahme der Linken).
Wie es in der Bevoelkerung aussieht, mag man nur schaetzen koennen, sicher ueberwiegt hier auch die Zufriedenheit. Oder sagen wir, man ist zufrieden, dass nicht laenger gestritten und debattiert wird, sondern es einen Kandidat gab, der zuegig das Amt des Bundespraesidenten besetzen konnte.

Nun, das hat er nun und das ist auch gut so. Es ruhen große Erwartungen auf Herrn Gauck und man mag sich fragen, wieso eigentlich? War es nicht so, dass in der Vergangenheit das Amt tatsaechlich so genutzt wurde, wie fuer die Praesidentenrolle vorgesehen? Glaube schon. Es war auch OK, wie dieses von den diversen Persoenlichkeiten genutzt wurde und wie unterschiedlich es Johannes Rau, Friedrich von Weizsäcker oder Roman Herzog ausfuellten, ohne aeltere gar nicht erst zu nennen. Fast ist man versucht, dies auch beim letzten Amtsinhaber bestaetigt zu finden, vorher bei Horst Koehler fand man eher nur Opportunismus. Wie auch immer, glaube, wir sind bisher ganz gut gefahren.

Lasst uns nicht zuviel wollen und lasst uns kein neues Sprachrohr installieren wollen. Joachim Gauck schickt sich leider an, in diese Bresche zu springen. Vielleicht will er es, vielleicht ist er auch getrieben dazu? Er kommt jedenfalls ziemlich laut daher und da wird es mir fast ein bisschen Angst.
Es werden eben ziemlich zeitige Aussagen gleich am Wahlabend gegeben und die Presse tut ihr Uebriges dazu. Da haetten wir das Kirchliche und das Weltliche, den Fakt, dass Frau Merkel und Herr Gauck beide „Ossis“ waren, sein Verhaeltnis zu ihr und gleich seine Einschaetzung dazu hinterher …

Und dann gibt es gleich noch einen Beitrag zur Europa- und Weltpolitik-Faehigkeit unseres neuen Staatsoberhaupts, was er aber auch gleich anspricht noch. Ja, die Wuensche und Erwartungen … Goennen wir dem (armen) Mann doch eine Pause, etwas Luft zum Atmen wird er eh brauchen. Sein Alter wird keine Last fuer uns, eher fuer ihn sein.
Ich wuensche mir jedenfalls einen korrekten, vorzeigbaren Mann. Von dem man bei Gauck absolut davon ausgehen kann, dass er in der Lage ist, komplexe Dinge intellektuell zu fassen. Ein echter Fortschritt also. Von dem man aber auch hofft, dass er nicht mit Skandalen aufwartet, sei es aus seiner Vergangenheit, noch durch uebertriebenen Aktionismus in der Gegenwart. Und Integrationsfigur soll er sein.
Denn lieber Joachim, „Freiheit“ in allen Ehren, aber die haben wir ja schon. Mehr oder weniger muss ich mich doch in meinem taeglichen Leben mit ganz anderen Problemen herumschlagen. Da wuensche ich mir einen Bundespraesi, der Bodenhaftung hat. Mal sehen, ob Du das in Worte giessen kannst …

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