Digiradio

Warum kein Digitalradio bauen und mehrere Empfangsquellen vereinen, wo doch ein Rechner mit Netzwerkanschluss alles mitbringt?
 

 
Natürlich brauchen wir für „Radio“ noch eine Verbindung nach draußen, also eine Antenne und einen analogen Empfangsteil. Und für den guten Klang auch noch Verstärkerbausteine. Aber der Reihe nach…

Unser Projekt startete im Februar 2015, im Mittelpunkt stand ein Raspberry Pi mit kurzem Pin-Header. Der trägt dann einen „Hifiberry“-DAC, um einen besseren Audio-Output zu erzielen. Natürlich ginge auch ein Pi2 mit einem DAC+, möchte man ein aktuelles Gerät verwenden.

Mittlerweile wurde die Hardware aber nicht nur durch einen Pi2 ersetzt, sondern der DAC hat dem DABPi+ Platz gemacht (06/2015). Damit ist als zusätzliche Empfangsart zu FM auch DAB+ eingezogen. Ein echter Mehrwert also. Was der DABPi kann, dazu hier folgender interner Link: http://www.smartewelt.de/sw4/?q=weiterepi3 Diverse Bilder im Inneren unseres Digiradios sind mitunter noch mit der alten Platine zu sehen.
 

 
Alles muss natürlich etwas geplant werden, deshalb hier noch eine meiner ersten Zeichnungen dazu. Für die äußeren Abmaße galt, dass wir Breite und Tiefe eines üblichen (großen) AV-Receivers nicht überschreiten wollten. Die Höhe richtete sich nach den geplanten Einbauten.

Da wir Audio-Kabel mit Abschirmung nicht kürzen wollten, haben wir möglichst kurze Originalkabel verwandt und die überschüssigen Kabellängen in einen Zwischenboden (angeheftet an der Unterseite des weiter unten beschriebenen Chassis) verbannt.
 

 
Pi und aufgesteckte Zusatzplatine sind also mit einer Klangregelstufe verbunden, welche ihr Signal an zwei NF-Endverstärker abgibt. Jede der beiden Stereostufen wird in Brückenschaltung betrieben, so dass immerhin 2×20 Watt zur Verfügung stehen. Macht schon genügend „Dampf“.

Nach draußen geht es über normale Lautsprecherklemmen. Die Lautsprecher selbst sparen wir uns im Chassis, sind damit etwas flexibler und haben eh noch passende Boxen da.
 

 
Ansonsten kommt das Gehäuse aber schon recht Retro daher, Ziel war eine Mischung aus Vergangenheit und Moderne. Deshalb auch die transparente Front und Innenbeleuchtung.

Auf der Oberseite des Gehäuses gibt es dann einige wenige Bedientaster, die auf Grund der wenigen noch verfügbaren GPIOs lieber direkt auf eine Minitastatur führen, die braucht dann nur einen weiteren USB-Port am Pi. Und das musste natürlich erstmal gebaut werden…
 

 
Das herausnehmbare Chassis mit allen wesentlichen Bauteilen im Inneren, ist aber nicht nur der Vergangenheit diverser Röhrenempfänger nachempfunden, sondern einfach eine praktische Angelegenheit. Erstens beim Aufbau und Test und außerdem dadurch, dass man auch später jederzeit durch Lösen von zwei Muttern, Elektronik und Gehäuse wieder von einander trennen kann.

Zur Stromversorgung dient eigens unsere Netzteilplatine mit DC/DC-Wandlern für die Spannungen von Pi, Monitor und LEDs, nebst einem separaten 2x12V-Transformator für die von den Operationsverstärkern der Klangregelstufe benötigten symmetrischen Spannung.
 

 
Im hinteren Teil befindet sich noch ein Hub, um die benötigten USB-Anschlüsse für Tastatur, WLAN-Antenne und extern bereitstellen zu können. Neben dem Mini-TFT hinter der Scheibe befinden sich an der Front drei Potis und ein OLED, welches Eingabe-Tipps und z.B. den gerade abgespielten Titel anzeigt.

Für eine schnelle Integration dieses Teils machen sich nun meine in den letzten Wochen gesammelten theoretischen und praktischen Erfahrungen dazu mehr als bezahlt.
 

 
Und natürlich die Software, welche wir in Python selbst erstellt haben. Nach dem Hochfahren des Pi steht das Hauptmenü zur Verfügung, von welchem aus man in die Modi FM-Radio, Internetradio oder Abspielen von Mediendateien verzweigt. Wenn man möchte, kann man auch auf einen Linux-Prompt zurückkehren.

Da auf dem Hauptbildschirm des Digiradio „nur“ Konsolentext angezeigt wird, ist ein nettes Gimmick, dass man alle Funktionen nicht nur per ssh auf einem entfernten Rechner steuern kann, sondern dort dann das genau gleiche Menü im Fensterchen der Shell vor sich hat.
 

 
Dimmt man das Licht im heimischen Wohnzimmer etwas runter, macht unser „Digiradio“ nebst allem anderen auch optisch etwas her. Und in Betrieb ist es auch, also nicht nur ein Staubfänger eben.

Vor allem freut mich, dass wir durch unser gar nicht so einfaches Projekt (hat schon etwas gedauert) eine Brücke geschlagen haben. Zwischen Technik wie dem Pi und altbekannter Heimelektronik wie dem Radio. Was wir damit also „IoT-fähig“ gemacht haben.

Auf unseren Projekteseiten der Website könnt ihr das dann permanent auf http://www.smartewelt.de/sw4/?q=digiradio nachlesen.

Und weil uns das Teil so schön vorkommt, soll es natürlich kontinuierlich weiterentwickelt werden. Wenn ihr diesen Artikel lest, ist unsere neue DAB+Platine bereits drin, andere Sachen im Testbetrieb oder haben vielleicht schon Einzug ins Gerät gefunden…
 

Swen Hopfe

 

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